in E-Commerce, Web 2.0

Internet World feat. Social Commerce

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Auf drei vollen Seiten plus Titel berichtet unser Leib- und Magenblatt Internet World über Social Commerce. Sehr schöne Geschichte. Vom Cluetrain Manifesto über Jochen Krisch bis zu den üblichen Bedenkenträgern aus deutschen Landen ist wirklich alles dabei:

„Ich würde sagen, das ist Feuilleton-Commerce“, bringt es Matthias Ehrlich, Vorstandsvorsitzender des Web.de-Vermarkters United Internet Media, auf den Punkt. „Die Internet-Branche hat schon mal Schiffbruch erlitten, indem sie jede Laboridee als machbar, sinnvoll und den letzten Schrei bewertet hat.“ Seiner Meinung nach würden sich beispielsweise Weblogs als Verkaufsplattform nur bedingt eignen, da Verkaufen unter fremden Menschen der Sicherheit durch Formalisierung und Branding bedarf. Auch Datenschutzthemen seien extrem wichtig. „Wir brauchen Shopping-Plattformen, die eine Führung haben und hinter der eine Marke steht, und das ist der große Vorteil von Web.de“, betont er.

Klingt schon ein wenig wie eine ungesunde Mischung aus Ignoranz und Pfeifen im Walde. Zitieren wir zum Vergleich den Geschäftsbericht [PDF] der Web.de AG (heute Combots AG) für das Jahr 2004:

Der Bereich E-Commerce beinhaltet Transaktionserlöse im Rahmen von Direktmarketingaktivitäten, bei denen WEB.DE als Intermediär an den Umsatzerlösen der vermittelten E-Commerce-Umsätze partizipiert. Die Umsatzerlöse im Bereich E-Commerce lagen im Geschäftsjahr 2004 bei 4,3 Millionen Euro (nach 6,3 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2003 und 3,8 Millionen Euro in 2002). Das E-Commerce-Geschäft von WEB.DE erwies sich damit in 2004 wiederum als sehr volatil.

Ich mag mich irren, aber nach einem Riesengeschäft sieht das in meinen Augen nicht aus. Eher nach – immerhin – 10 Prozent Umsatzanteil (Gesamtumsatz von Web.de im Jahr 2004: genau 43 Millionen Euro). Zum Vergleich mag Spreadshirt dienen, das inzwischen 225 Mitarbeiter beschäftigt (und damit vermutlich etwas mehr als 4,3 Millionen Umsatz macht – nämlich rund 8,7 Millionen Euro im Jahr 2005).

Aber weiter im Text:

Christoph Röck, Geschäftsführer des Shopping-Portal-Herstellers Pangora, einer Tochter von Lycos, ist ähnlich skeptisch, was den Erfolg solch dezentraler Shop-Systeme in Deutschland betrifft. „Der amerikanische Markt funktioniert anders als der deutsche, allein schon aufgrund der schieren Masse an gleichsprachigen Internet-Nutzern“, ist er überzeugt. Das bedeutet im Klartext, dass auf einen Weblog mehr Leser kommen und damit auch mehr potenzielle Käufer.

Alles richtig – aber trotzdem falsch gedacht. Deutschland ist Ebay-Land No. 2 (nach den USA). Dass dem so ist, hat viel mit dem kollektiven Dauerwinterschlaf zu tun, aus dem die hiesige E-Commerce-Branche gerade erst erwacht ist.

Auch von der Idee, auf privaten Homepages Freunden und Bekannten die eigenen Lieblingsprodukte zu verkaufen, hält der E-Commerce-Profi gar nichts: „Wie oft gehen Sie auf die Seiten Ihrer Freunde, um sich über Neuigkeiten zu informieren?“, fragt er.

„Schonmal Spreadshirt angesehen?“, frage ich zurück.