in Economy

Lycos R.I.P.

Es ist schon bitter für eine Marke, wenn sie erst die Ankündigung ihres baldigen Endes braucht, um wieder einmal ins Gespräch zu kommen. Lycos hat das heute geschafft. Der einstige Internetgigant führte schon lange ein Schattendasein und war niemals nachhaltig profitabel. Nun wird das Unternehmen in seine Einzelteile zerlegt, die Aktionäre sollen 50 Millionen Euro bekommen.
Ich verbinde mit Lycos eigentlich nur Oliver Wagner. Die letzte Labrador Lounge liegt auch schon über ein Jahr zurück. Und wann ich zum letzten Mal (vor heute) auf lycos.de war, weiß ich auch nicht mehr. Es muss Jahre her sein.
Lycos Inc. ging schon vor vier Jahren an Daum und dümpelt seitdem vor sich hin. Lycos Europe hingegen war nicht einmal mehr als Ganzes zu verkaufen und wird deshalb nun abgewickelt.
Diese Konstruktion mit einer eigenständigen Europatochter hatte schon im Fall AOL Europe nicht so richtig funktioniert. Allerdings war es Bertelsmann im März 2000 gerade noch rechtzeitig gelungen, seine Anteile an AOL Inc. zu verkaufen, das damals mit der Übernahme von Time Warner beschäftigt war.
Im Falle von Lycos Europe war dieser Weg versperrt, weil dort mit Christoph Mohn der Sohn des Bertelsmann-Patriarchen Reinhard Mohn die Geschäfte führte. Doch irgendwann, das war immer klar, würde das Geld aus dem Börsengang aufgebraucht sein. Noch ist etwas Geld übrig, aber was fehlt, ist die Perspektive.
„Obwohl Lycos Europe – gemessen an der Reichweite – zwischenzeitlich größtes europäisches Internet-Portal war, ist es uns nicht gelungen, unsere Geschäftsmodelle in steigendem Maße zu monetarisieren“, stellt Christoph Mohn fest. Unsere Geschäftsmodelle zu monetarisieren? Was dieser Satz bedeutet, ist klar: Es gibt keine Idee, wie mit Lycos jemals Geld zu verdienen wäre.