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Gegengift und Gegenthesen zum Appell des DDB-Chefs

laurent burdin.pngEine Antwort auf einen Appell des DDB-Chefs Tonio Kröger zur effektiven Marketingkommunikation in 4 Thesen (Horizont-Artikel).
„Wir werden sehen, wie uns das alles überholt und einholt“ – mit diesen Worten möchte Tonio Kröger seine Branche wachrütteln. Er appelliert an die Kollegen, sich schnellstmöglich an die neuen Bedingungen erfolgreicher Marketingkommunikation anzupassen.
Doch sind seine Thesen wirklich neu?


These 1: Die Grenzen in der Kommunikation lösen sich grundlegend auf
Gegenthese 1: Neue Technologien lösen die traditionellen Kommunikationsdisziplinen auf
Es sind die neuen Technologien, die alles ändern. Der Konsument nimmt sie an und hat längst dafür gesorgt, dass die Kommunikationsgrenzen aufgelöst wurden. Er hat eine Fernbedienung oder ein mobiles Gerät dabei und ist online bei jedem Schritt und zu jeder Zeit. Das bringt ganz neue Regeln für effektive Kommunikation. Die erste von ihnen lautet: Entwickele ein spitzes Verständnis für die neuen Technologien und setze sie für Kommunikation ein. Das bedeutet: schnell raus aus der Komfortzone des traditionellen Marketings. Dafür muss man viel Spezialwissen aufbauen und bloß nicht „Werbeagenturen“ und „Digitalagenturen“ und „Mobile Agenturen“ fusionieren, sondern die Spezialisten verstärken.
These 2 : Relevanz wird zum entscheidenden Faktor
Gegenthese 2: Moment und Momentum sind entscheidend
Relevanz ist viel zu vage. Menschen reagieren sehr stark auf zwei Faktoren: der Moment und das Momentum. In welchem Moment soll eine Marke mit ihren Kunden kommunizieren? Die Frage muss beantwortet werden, um Botschaften, Medien und Technologien festzulegen und dann Erfolg zu haben. Das Momentum ist die Verstärkung und die Verbreitung dieser Kommunikation. Eine Kommunikation – sei es eine Werbung, eine Website, eine App – funktioniert nie von allein. Es ist die neue Aufgabe des Marketings, den richtigen Mix zu suchen: gutes Angebot am richtigen Moment, Verbreitungselement eingefügt, Mechanismen der sozialen Netzwerke aktiviert und dosiert Massenmedien eingesetzt.
These 3: Unternehmen müssen sich auf die gestiegene Macht der Konsumenten einlassen.
Gegenthese 3: Wach bleiben! Konsumenten bejubeln und bestrafen Marken.
Das ist die richtige Einstellung – allerdings nicht neu: Die Konsumenten haben doch längst die Macht übernommen. Okay, sie sind manchmal faul und wechseln doch nicht den Handytarif oder das Girokonto. Sie sind aber auch aktiv und sehr offen für gute, klare und schnelle Kommunikation. Solche Inhalte verbreiten sie gern. Die gelungenen Apps von Marken verwenden sie täglich. Schlechte Ideen bestrafen sie, z.B. bei konstruierten Ideen, langsamen Reaktionen auf Feedback und inaktiven Marken. Also bleiben sie immer wach!
These 4: Die Grenzen zwischen Kommunikation und Vertrieb verschwinden
Gegenthese 4: Interaktion ist eine gemeinsame Mission für Kommunikation und Vertrieb
Digitales Marketing und E-Commerce haben längst die Grenze zwischen Vertrieb und Kommunikation verwischt. E-Commerce ist beides: Vertrieb und Kommunikation. Erfolgreiche Retailer im Netz oder im stationären Handel haben es verstanden: In einem Ikea-Store ist alles Kommunikation, bei Tesco ist offline, online und mobile integriert, bei amazon ist der konstante Dialog der rote Faden der Kommunikation. Heute haben Kommunikation und Vertrieb eine gemeinsame Mission, eine einzige Aufgabe: Interaktion mit Kunden.
Mein Gegengift zum traditionellen Marketing: Menschen in der U-Bahn beobachten, neue Technologien tatsächlich verstehen, ständige Interaktion mit Kunden pflegen, Disziplinen nicht fusionieren sondern spezialisieren und positiv an Morgen denken.
Laurent Burdin ist seit 2007 bei SinnerSchrader und heute Geschäftsführer von SinnerSchrader Mobile. Er setzt sich mit Begeisterung für die Änderung des Marketings durch neue Technologien ein. Er kommt ursprünglich aus der Werbebranche, wo seine letzte Station Springer & Jacoby war.